Technologische Potentiale für ein hochwertiges Recycling von Schweizer Alttextilien
- Fabric Loop
- vor 6 Tagen
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Neben systemrelevanten Fragen wie der Finanzierung und besserem Design4Circularity spielen technische Aspekte bei der hochwertigen Verwertung von Alttextilien eine wichtige Rolle. Wir beleuchten Kernpunkte dazu auf Basis der HSLU-Studie «Alttextilien: Qualitäten und Möglichkeiten». Die Sortierung ist dabei ein kritischer Prozess für eine nachhaltige Kreislaufschliessung.
Bei PET-Getränkeflaschen sind geschlossene Kreisläufe mittlerweile Standard in der Schweiz. Ist dies auch für Alttextilien möglich? Vorab: Fabric Loop wird verschiedene RE-Strategien wie Reuse, Repair und eben auch Recycle (Faser-zu-Faser) adressieren. Heute beleuchten wir die technische Seite des Recyclings. Die HSLU-Studie unterscheidet verschiedene Recycling-Technologien für das Recycling: mechanisches, thermomechanisches und chemisches Recycling. In der Studie werden über hundert Recycling-Firmen abgebildet, die meisten (60%) im mechanischen Recycling.
Positiv ist, dass gemäss Studie etliche Firmen einen hohen Technology-Readiness Level (TRL, 1= tief bis 10= hoch) aufweisen. Und zwar 9% der Firmen sind bei TRL 9, 58% bei TRL 7-9. D. h. die notwendigen Innovation im hochwertigen Recycling schreiten voran. Wir sind zuversichtlich, dass sich der Recycling-Markt in den nächsten Jahren sowohl qualitativ wie auch quantitativ positiv entwickeln wird.
Die Zusammensetzung des Inputs zu kennen und dem Recycler in einer spezifisch definierten Qualität zur Verfügung zu stellen, wird eine der zentralen Herausforderungen sein. Heute haben wir zu wenig Kenntnis über die Zusammensetzung und auch über den Umgang mit Störstoffen. Eine Studie aus Frankreich (Re-Fashion, 2023) gibt Aufschluss über die Zusammensetzung: 43% Cotton, 19% Polyester, 12% Polyacryl, 6% Viskose, 5% Wolle, 15% Divers). Entsprechend sind Cotton und Polyester die beiden Haupt-Fraktionen für das Recycling.
Die hochwertige Aufbereitung der Sammelmenge ist wesentlich für den Erfolg des Faser-zu-Faser-Recyclings. Es gilt die Materialien zu trennen, inkl. Verbundstoffe, aber auch die Störstoffe zuverlässig zu entfernen. All dies kostet Geld und damit sind wir wieder bei den systemischen Punkten. Eine vorgezogene Finanzierung ist unabdingbar, um die Wertschöpfungskette professionell zu bearbeiten und Kreisläufe wie bei anderen Fraktionen zu schliessen.
Fazit
Damit ein hochwertiges Recycling funktioniert, braucht es Technologien mit hohem TRL. Innovationen in der Recycling-Technologie sind nicht mehr der Flaschenhals. Es gibt mittlerweile einige Verfahren, die vielversprechend sind. Heute fehlt es vor allem an hochwertiger Sortierung, damit die Recycler einen spezifischen Input in gleichbleibender Qualität und hoher Verfügbarkeit verarbeiten können. Die Sortier-Infrastruktur in der Schweiz ist für Fabric Loop ein Thema mit hoher Priorität. Gerne werden wir bei einem nächsten Beitrag vertieft darauf eingehen. Vorab: auch da tut sich hinsichtlich Innovationen einiges, was uns positiv stimmt, Kreisläufe vermehrt schliessen zu können.
Studie HSLU
Dieser Blog basiert auf einer Studie der Hochschule Luzern, HSLU, Design Film Kunst, Forschungsgruppe Produkt & Textil, Autor:innen Tina Tomovic und Kateryna Basiuk. Die Studie wurde von Fabric Loop in Auftrag gegeben und durch Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung – ermöglicht. Sie wird in den nächsten Monaten veröffentlicht werden.