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Textilbranche nimmt Recycling selbst in die Hand

Die Schweizer Textil- und Bekleidungsunternehmen CALIDA, Mammut, Odlo, PkZ, Radys, Switcher und Workfashion haben zusammen mit dem Branchenverband Swiss Textiles am 12. November den Verein Fabric Loop gegründet. Der Verein will der Kreislaufwirtschaft  in der Textilbranche mit einem vorgezogenen Recyclingbeitrag Schub verleihen.

 

Wiederverwendung, Reparatur  und Recycling von Textilien sollen in der Schweiz  zum Alltag werden. Dafür haben sich die sieben Pionierunternehmen zum Verein Fabric Loop zusammengeschlossen, der im kommenden Jahr die Arbeiten an einem  neuen Kreislaufsystem vorantreiben wird.  Unterstützt wird dieses Vorhaben neben dem Branchenverband Swiss Textiles und den beteiligten Unternehmen auch vom nationalen Nachhaltigkeitsprogramm Sustainable Textiles Switzerland 2030 und von der Genossenschaft Circular Clothing.

 

Eine Branchenorganisation soll die Stoffkreislaufschliessung organisieren

Die Vision der Beteiligten ist ein ganzheitliches System, das schon  bei der Produktion ansetzt  und bei der die Textilunternehmen in einer Branchenorganisation aktiv eingebunden sind. Im Unterschied zu heute  sollen neu alle textilen Materialien gesammelt werden und nicht nur wiederverwendbare Altkleider. Dank einer  schweizweiten konsumentenfreundlichen Sammlung  mit einheitlicher Kommunikation sollen hohe  Sammelquoten erreicht werden. Aus den gesammelten Textilien soll wie bisher  ein Grossteil  für die Wiederverwendung oder neu auch für die Reparatur  aussortiert werden.  Daten über  die Menge oder  den Materialmix  am Schweizer Markt  sollen wertvolle Angaben liefern. Nicht wiederverwendbare Waren werden  für das Faser-zu-Faser-Recycling vorbereitet.

«Wir wollen  die Schweizer Textil- und Bekleidungsbranche bei ihren Kreislaufbestrebungen unterstützen und die Kreislaufschliessung landesweit einheitlich gestalten», erklärt Nina Bachmann,  Nachhaltigkeitsverantwortliche von Swiss Textiles, die Idee dahinter.


Vorgezogene Recyclingbeiträge sollen  die Infrastrukturen, Technologien und Dienstleistungen für ein solches System  ermöglichen. Wie hoch die Beiträge sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht  bestimmt werden, da zuerst  die Kosten für die Kreislaufschliessung gerechnet  werden  müssen. Die Verantwortlichen sind aber überzeugt, dass zusammen mit einer transparenten Textilsammlung langfristig Anreize  für zirkuläre  Designs  gesetzt und Kreisläufe  effizienter geschlossen werden können.

«Die Branchenlösung wird Textilunternehmen aktiv in die Branchenorganisation einbinden, damit  diese  bereits bei der  Gestaltung und Produktion ansetzen können», sagt Nina Bachmann weiter. Damit könnten sie ihre Ware so entwickeln und herstellen, dass diese  von Beginn weg kreislauffähig seien. Das System  soll zudem  mit dem EU-Markt harmonisiert werden, um auch grenzüberschreitende Kooperationen zu ermöglichen. Auch  sollen  längerfristig sämtliche Marktteilnehmende, insbesondere auch ausländische Onlineplattformen, das System  mitfinanzieren. 

 

EU erhöht Druck auf Textilunternehmen

Auch  in der EU sollen  solche Branchenlösungen, erweiterte Produzentenverantwortung, kurz EPV, genannt, ab 2026 flächendeckend eingeführt werden.  Die EU möchte im Rahmen ihrer  «EU Textilstrategie» Unternehmen in allen Mitgliedstaaten stärker  in die Pflicht  nehmen. Davon betroffen sind auch Unternehmen aus Drittstaaten wie der Schweiz,  die in die EU liefern. Bringen  sie ein Produkt in der EU auf den Markt, tragen sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verantwortung dafür und sind auch nach dem Verkauf für die Materialien zuständig.  Entsprechend befinden sich auch in der EU aktuell zahlreiche EPV-Systeme für Textilien im Aufbau, mit welchem das Schweizer System längerfristig harmonisiert werden soll.

 

Orientierung an der PET Branche

Branchenlösungen, wie sie die Textil- und Bekleidungsunternehmen derzeit erarbeiten, gibt  es bereits in der Schweiz. Die Schweizer Textilbranche orientiert sich am Erfolgsbeispiel der PET-Branche, die eine flächendeckende Sammlung, Sortierung und Verwertung von Plastikflaschen aufgebaut hat und hohe Verwertungsquoten erreicht.  Konsumierende bezahlen eine vorgezogenen

Recyclingbeitrag beim  Kauf eines Mineralwassers in der Plastikflasche.

«Wir möchten nicht  das Rad neu erfinden, sondern auf Bestehendem aufbauen, wo es funktioniert und dort ansetzen, wo Verbesserungspotential bestehen», so Nina Bachmann von Swiss Textiles weiter. Mit dem  neuen  System  soll der ökologische Fussabdruck reduziert und die Verfügbarkeit von recyclierten Fasern für den Schweizer Markt  erhöht werden.

 

Nächste Schritte: Grundlagen für die Lancierung der Branchenorganisation

Bevor eine solche Branchenlösung aber lanciert werden kann, ist Vorarbeit nötig. Der Verein Fabric Loop erarbeitet nächstes Jahr die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen. Auch  sollen  weitere  Unternehmen für das Projekt gewonnen und das Business  Modell weiterentwickelt werden. Gemeinsam  mit der öffentlichen Hand und den bestehenden Unternehmen, die Recyclinglösungen für Textilien anbieten, will der Verein das Projekt  im geltenden Rechtsrahmen weiter vorantreiben

 

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